In diesem Abschnitt möchte ich anhand eines konkreten Textbeispiels aus der Anthologie
Des
Minnesangs Frühling die Unterschiede in der editorischen Arbeit der verschiedenen Bearbeiter aufzeigen.
Der Text, den ich dafür gewählt habe, "Diu linde ist
an dem ende", ist in der
Kleinen Heidelberger Liederhandschriftals
13. Strophe unter dem Dichter
Walter von
Mezze auf
Blatt 32r überliefert ; in Des Minnesangs Frühling befindet er sich
als Strophen
4,1 und 4, 13 unter den anonym tradierten Minnesangstrophen. Der
ausschlaggebende Grund für diese Wahl ist allerdings die interessante
Streitfrage in der Wissenschaft, ob der in der Handschrift überlieferte Text
letztendlich ein Lied, zwei unterschiedliche Strophen oder ein Lied und das
Fragment eines anderen Liedes darstellt. Dieser Disput ermöglicht außerdem einen
tieferen Einblick in die Zusammenhänge und Funktionsweise der
Editionswissenschaft.